Julius Schloss Julius Schloß (1902-1973)

Geboren am 3. Mai 1902 in Saarlouis.
Schloß studiert 1921-1924 Komposition am Hoch'schen Konservatorium in Frankfurt am Main bei Bernhard Sekles. Anschließend bewirbt er sich um eine Fortsetzung des Studiums bei Arnold Schönberg, der ihn auch annimmt. Wegen Schönbergs Wechsel von Wien nach Berlin kommt das Studium aber nicht zustande, stattdessen empfiehlt Schönberg seinen ehemaligen Schüler Alban Berg als Lehrer. Während der vier Jahre bei Berg entwickelt sich ein enges Vertrauensverhältnis. Schloß erledigt für Berg umfangreiche Korrekturarbeiten bei den Notenausgaben seiner Werke und betätigt sich für ihn teilweise als Privatsekretär. In Wien hört Schloß außerdem musikwissenschaftliche Vorlesungen von Guido Adler, Egon Wellesz und Hans Gál. 1927 komponiert Schloß das einsätzige erste Streichquartett, das 1929 beim Musikfest der "Internationalen Gesellschaft für Neue Musik" in Genf uraufgeführt wird. In Wien entstehen außerdem u.a. eine Klaviersonate und ein Requiem für gemischten Chor und Schlagwerk, das mit dem Emil-Hertzka-Preis ausgezeichnet wird.
1933 kehrt Schloß ins Saarland zurück und wohnt dort bei seinem Bruder, seine berufliche Situation ist unbefriedigend. Nach der Reichspogromnacht 1938 ist er für einige Wochen im KZ Dachau inhaftiert. 1939 gelingt ihm die Emigration nach Shanghai, weil dort, anders als in den begehrteren Exildestinationen, keine kaum überwindlichen Einreisebeschränkungen gelten. Die ersten Jahre schlägt er sich durch als Akkordeonspieler in Kneipen. 1947 wird er als Nachfolger des ebenfalls aus Deutschland emigrierten Wolfgang Fraenkel Kompositionsprofessor am Nationalkonservatorium in Shanghai.
1948 verläßt er China und zieht nach Belleville/New Jersey, wo seit einigen Jahren bereits sein Bruder Oskar lebt, bei dem er auch wohnt. Nach erheblichen Anfangsschwierigkeiten erhält er an einem dortigen College eine Anstellung als Theorielehrer. Julius Schloß stirbt am 26. Oktober 1973 in Belleville.

Die meisten Werke von Julius Schloß sind unveröffentlicht. Er komponierte u.a. zwei Streichquartette, ein Oktett für Blechbläser, Klavierstücke (teilw. pädagogischer Art), einige Lieder. An größer besetzten Werken schrieb er drei Orchesterstücke, eine Ouvertüre, das Requiem für gemischten Chor und Schlagwerk, eine Vertonung des 23. Psalms für Chor und Orgel und zwei Chinesische Rhapsodien für Violine und Orchester.
Ein Teil des Nachlasses von Schloß gelangte durch seinen Freund Karl Steiner an das "Wissenschaftszentrum Arnold Schönberg" an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien:
https://www.mdw.ac.at/imi/wissenschaftszentrum-arnold-schoenberg/

Porträtiert bei musica reanimata im 93. Gesprächskonzert am 17. Juni 2010 und im 128. Gesprächskonzert am 16. März 2017.


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