Edwin Geist Edwin Geist (1902-1942)

Geboren 1902 in Berlin.
Über die Ausbildung Geists ist bisher nichts bekannt. 1928 ist er für eine Spielzeit am Schauspielhaus Zürich angestellt, danach lebt er wieder in Berlin.
Nachdem ihm als "Halbjude" 1937 Berufsverbot erteilt worden war, gelang Geist 1938 die Flucht nach Kaunas, die damalige Hauptstadt Litauens. Dort heiratete er im Sommer 1939 die jüdische Pianistin Lyda Bagriansky.
Nach der Okkupation Litauens durch deutsche Truppen im Sommer 1941 musste Edwin Geist mit seiner Ehefrau ins Ghetto von Kaunas ziehen. Es gelang einer mutigen Frau, den Nazi-Kommandanten Helmut Rauca davon zu überzeugen, dass Geist als "Halbarier" und bedeutender deutscher Komponist besonderen Schutzes würdig sei, so dass dieser tatsächlich aus dem Ghetto entlassen wurde. Einige Monate später aber wurde Edwin Geist wieder verhaftet und am 10. Dezember 1942 im Neunten Fort in Kaunas erschossen. Über die Gründe ist nichts Sicheres bekannt.

Edwin Geist war in erster Linie Musikdramatiker. Er strebte eine Erneuerung der Oper durch die Schaffung eines am Inhalt orientierten Gleichgewichts zwischen Sprache, Gesang und Orchester an und erfand dafür die Bezeichnung "Musikschauspiel". Nur eines dieser Werke hat sich erhalten, "Die Heimkehr des Dionysos", das erst 2002 in Vilnius uraufgeführt wurde. Weitere Werke: u.a. Ballett "Das Tanzlegendchen" nach G. Keller; "Kleine deutsche Totenmesse" für Soli, Chor und Orchester; Lieder.


musica reanimata