Joseph Horovitz Joseph Horovitz (1926-2022)

Joseph Horovitz wurde am 26. Mai 1926 in Wien geboren. Sein Vater war Mitbegründer des Phaidon-Verlages und des Strom-Verlages im Wien der Zwischenkriegszeit. Durch den rechtzeitigen Verkauf des Phaidon-Verlages an Allen & Unwin (London) gelang es ihm 1938, dessen "Arisierung" zu vermeiden. Joseph Horovitz besuchte bis März 1938 in Wien das Akademische Gymnasium am Beethovenplatz.
Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Österreich am 12. März 1938 organisierte der Vater die Flucht nach England. Dort frequentierte Joseph Horovitz die private Londoner Regent’s Park School, welche deutschsprachige Flüchtlingskinder auf eine berufliche Ausbildung in England vorbereitete. Nach Kriegsbeginn übersiedelte er nach Oxford und studierte nach Absolvierung der City of Oxford High School for Boys am New College Französisch, Deutsch sowie Musik. Ab 1948 lernte er ein Jahr lang Komposition bei Gordon Jacob am Royal College of Music in London und nahm privaten Dirigierunterricht bei Norman Del Mar. Daran schloss sich 1949 ein Studium bei Nadia Boulanger in Paris an.
Danach arbeitete Horovitz als musikalischer Leiter der Old Vic Theater-Company in Bristol, war kurzzeitig Dirigent der Ballets Russes und wirkte von 1952 bis 1963 als Co-Direktor der Intimate Opera Company, mit welcher er auch im Ausland gastierte. In diese Zeit fällt der Erfolg des auf englischer Folklore basierenden Balletts „Alice in Wonderland“ (Michael Charnley nach Lewis Carroll, 1953) in Europa und in den USA. Daneben arbeitete er freischaffend in Glyndebourne als Korrepetitor und Cembalist. 1961 wurde der inzwischen weithin als Gastdirigent eigener Werke gefragte Horovitz an das Londoner Royal College of Music als Professor für Komposition und musikalische Analyse berufen; seit 1981 lehrte er dort als Fellow.
Am 9. Februar 2022 starb Joseph Horovitz in London.

Charakteristisch für den Komponisten Joseph Horovitz ist seine außergewöhnliche Vielseitigkeit und Flexibilität. Er bedient Genres und Gattungen wie Oper und Ballett, Instrumentalmusik, Solokonzert, Kammermusik, Musik für Soloinstrumente, Chormusik und angewandte Musik. An traditionellen Formen und Kompositionsweisen orientiert, schreibt er sowohl „ernste“ Musik mit sinfonischen Strukturen und oft programmatischen Elementen, bringt aber auch U- und E-Musik sowie Folklore zusammen. Horovitz ist zudem ein Meister der musikalischen Parodie und arbeitete mit Gerard Hoffnung zusammen.

Mehr Information (englisch) und Werkliste beim Verlag: www.wisemusicclassical.com.
Porträtiert bei musica reanimata im 101. Gesprächskonzert am 29. März 2012. Eine CD dieses Konzerts kann zum Preis von 10 Euro (zzgl. Versandkosten) über die Geschäftsführung von musica reanimata erworben werden.


musica reanimata